Freitag, 5. August 2011

Supermarket - Sushi mit Gari

Wie Montag bei meinem Gespräch mit ihm bereits angekündigt, gibt es heute etwas zu essen. Von ihm. Ich übergebe das Wort an Reverend Stiller:

Brian Wood - SupermarketMan gebe mir Material und ich errichte ihn, den längst fälligen Schrein für Brian Wood. Auf einem goldenen Schild prangt dann sein Name und der Titel "Bester Comic-Autor aller Zeiten". Klingt übertrieben? Dann habt ihr seine Bücher noch nicht gelesen.

Ich schwärmte in diesem Internet bereits mehrfach über Wood. Über sein Meisterwerk "Local". Über "DMZ", eine bald endende Serie über einen fiktiven Bürgerkrieg in den USA. Demnächst steht ein Loblied auf "Demo" an, eine mittlerweile zweiteilige Coming-of-Age-with-superpowers Reihe. Ich freue mich wie Bolle auf das im September erscheinende "The New York Five", die Fortsetzung eines gelungenen Comics mit dem wunderbaren Ryan Kelly über ein paar junge Mädels in der großen Stadt zu Beginn ihrer Studienzeit. Und dann ist da noch "Supermarket".

Der Supermarket, so nennen die Menschen die Metropole, in der sich alles um Geld und Konsum dreht. In einem Vorort, rund 250 Kilometer (!) vom Stadtzentrum entfernt lebt Pella Suzuki, die Tochter eines Japaners und einer Schwedin. Sie jobbt nach der Schule in einem Supermarkt (einem richtigen), nicht, weil sie müsste, bloß, weil sie fasziniert ist vom Kommerz und es liebt, Leute zu manipulieren. Wood hat sich eine schöne Szene ausgedacht, diese zu verraten, würde den Spaß daran verderben. Doch dann ändert sich alles. Pella kommt nach Hause und findet ihre Eltern - ermordet. Auf ihrem Handy eine letzte SMS, sie soll so schnell wie möglich in die Stadt, in eine sichere Wohnung. Soweit kommt es nicht. Finstere Gestalten sichern die Tür. Ihre Kreditkarte ist gesperrt. Endlich wird Pella endlich mit einer Videobotschaft ihrer Eltern aufgeklärt. Ihr Vater war einst ein Yakuza, ihre Mutter Teil eines verfeindeten Kollektivs bewaffneter schwedischer Pornostars. Und Pella ist die Erbin eines kriminellen Imperiums, das den ganzen Supermarket steuern kann. Kein Wunder, dass Yakuza und die Schwedinnen hinter ihr her sind.

Liebe Kinder, macht euch keine Sorgen (oder Hoffnungen), es gibt trotz Porno-Schwedinnen keine Nacktszenen in Supermarket. Jims Loblieder auf die Frankfurter Eintracht sind wesentlich obszöner als Brian Woods Comic über das Leben in einer Gesellschaft, in der das Geld alles bestimmt. Supermarket spielt in nicht allzu ferner Zukunft, die Stadt ist ein Moloch, eine Mischung aus Tokyo und New York City mit Vierteln namens Japantown und Little Hamburg, Fastfood-Restaurants haben das Design von Kinoplakaten (Food Club, Grill Bill vol.2). Die Story könnte von einem Notizzettel Tarantinos stammen, ein Mashup aus Martial Arts-Filmen, Shakespeares Romeo and Juliet und Blade Runner, mit einer für Wood nicht untypischen Gesellschaftskritik, vielen popkulturellen Anspielungen und einem für alle Beteiligten überraschenden Ende. Die großartigen, kunterbunten Bilder stammen übrigens von Kristian Donaldson, der im Moment mit Brian Wood an der Reihe The Massive arbeitet.

Dass ich mich für "Supermarket" ausgerechnet an Sushi wage, dürft ihr gerne als ironisches Augenzwinkern auffassen. Sushi ist schließlich aufgrund seines oft überteuerten Preises das kulinarische Sinnbild für die heutige Konsumgesellschaft. Und Pella zu Ehren gibt es mein Sushi in zwei Geschmacksrichtungen. Einmal klassisch mit Lachs. Und einmal, nein, nicht schwedisch, sondern pfälzisch, mit Leberwurst.

Supermarket - Sushi mit Gari
Supermarket Sushi mit Gari

Zutaten für 2 Personen:
Für Suhsi:
2 Nori-Blätter
250 g Sushi-Reis
3 EL Reisessig
1 EL Sake
1 EL Zucker
1 EL Salz
100 g frischer Lachs
100 g frische pfälzische Leberwurst
2 EL Sesam
Wasabi
Soja-Sauce
Für Gari:
1 Ingwer-Knolle
50 ml Reisessig
50 ml Sake
1 TL Zucker
1 TL und eine weitere Prise Salz

Gari ist Ingwer und der dient in eingelegter Form dem Neutralisieren nach den einzelnen Sushi-Happen. Eingelegt daher, damit er nicht den ganzen Mund in Brand setzt und da er so länger haltbar ist. Kann man kaufen, kann man auch schnell selbst machen. 1. Dazu einfach eine Ingwer-Knolle schälen und dann mit einem Sparschäler oder einem Messer in kleine, feine Scheiben zerlegen. 2. Diese mit der Prise Salz bestreuen, 10 Minuten ziehen lassen und dann mit heißem Wasser übergießen. 3. In einem kleinen Topf Reisessig, Sake, Zucker und Salz verrühren und kurz aufkochen. 4. Den Ingwer mit kaltem Wasser abspülen und in ein Glas geben. 5. Die heiße Essig-Sake-Mischung über den Ingwer schütten, Glas verschließen, auskühlen und im Idealfall über Nacht oder zwei Tage im Kühlschrank ziehen lassen.

Das Sushi gab es in 2,5 Varianten. Maki-Sushi mit Lachs und eine California Roll mit Lachs und dann die Maki-Variante mit Leberwoschd. Ja, das klingt eklig, schmeckt aber. Wenn man Leberwurst mag. 1. Der Sushi-Reis kurz waschen, dann in einem Topf im Quellverfahren köcheln. Heißt: Der Wasserstand sollte etwas über dem Reis sein, das Wasser zum kochen bringen, dann die Hitze reduzieren und mit geschlossenem Deckel etwa 10 bis 15 Minuten brodeln lassen. Falls das Wasser zu schnell weg ist, kann auch noch Wasser nachgegossen werden. 2. Wenn der Reis gut ist, mit Reisessig, Sake, Salz und Zucker mischen und fünf Minuten ziehen lassen. 3. Danach in eine Schüssel umtopfen und abkühlen lassen. 4. Für die Maki-sushi die Nori-Blätter längs halbieren und etwa zur Hälfte mit Reis belegen. 5. Auf den Reis dann den dünn geschnittenen Lachs bzw. die Leberwurst verteilen. 6. Dann vorsichtig, am besten mit einer Bambus-Rolle, einrollen und danach in beliebig viele Teile schneiden.

Die California Roll funktioniert ähnlich. 1. Reis auf dem gesamten Nori-Blatt verteilen. 2. Mit in einer Pfanne geröstetem Sesam bestreuen. 3. Irgendwie vorsichtig umdrehen, zum Beispiel mit einer zweiten Bambusmatte oder ihr legt das erste Nori-Blatt auf ein Schneidebrett. 4. Lachs auf dem Noriblatt verteilen. 5. Und dann wieder rollen und schneiden.

Wie ihr das Sushi füllt, das bleibt euch natürlich überlassen. Ich baue sehr darauf, dass der wunderbare George euch demnächst eine vegetarische Variante serviert, daher habe ich Gurken und Avocado im Kühlschrank gelassen. Was ihr jetzt bloß noch braucht, sind Wasabi, den eingelegten Ingwer und Soja-Sauce und der Sushi-Mahlzeit steht nichts mehr im Wege. Und mit vollem Bauch liest sich Supermarket auch recht gut.
Rezept drucken
Mehr Beiträge aus der Reihe Essen wie im Film.

8 Kommentare:

  1. Erstmal Danke lieber Stiller! Supermarket kannte ich noch nicht, auch wenn ich deine Meinung über Local und The New York Four absolut teile. Ich sollte mich noch mehr mit Wood auseinandersetzen. Supermarekt steht jetzt auf meiner Liste der Dinge auf die ich meinen Local Comic Book Guy ansprechen muss.
    Danke auch für das leckere Rezept, auch wenn ich wie du schon ahnst auf Lachs und Leberwurst verzichte. ABER natürlich komme ich darauf zurück und mache demnächst vegetarisches Sushi. Suhie und Wood: Revisited.

    PS: Der Seitenhierb auf Jim - unbezahlbar!

    AntwortenLöschen
  2. An Sushi hab ich mich noch nicht gewagt. Aber so schwer klingt es dann ja doch nicht. Bis auf das Rollen der Blätter mit der Bambus-Rolle. Na ich bin mal gespannt.

    AntwortenLöschen
  3. Sehr gerne, lieber George! :) Ich freue mich schon auf die vegetarischen Sushis, die esse ich beim Japaner sehr gerne, auch wenn man es nicht glauben mag.

    Christian: Das Rollen ist einfacher als gedacht. Ich hatte da auch erst ein paar Sorgen, aber es ist ziemlich simpel. :)

    AntwortenLöschen
  4. Ich will Maki mit Läbberworschd, Senf und sauren Gurken. (Nicht wirklich.) Aber die Comic-Inspiration klingt toll!

    AntwortenLöschen
  5. Stiller@Christian: Die California Roll stelle ich mir schon schwierig zum Rollen vor.

    Leonie: 気分が悪い.

    AntwortenLöschen
  6. Na dann muss ich mich wohl auch mal an Sushi ranwagen. Das Schwierigste an der ganzen Sache wird sein die Kamerafrau davon zu überzeugen.
    Alle Seitenhiebe habe ich gekonnt überlesen und werde sie keines weiteren Wortes würdigen.

    AntwortenLöschen
  7. George: Die ist natürlich schon anspruchsvoller als die normale, aber auch bloß Übungssache. Also die zweite Rolle sieht schon halbwegs gut aus. :)

    Jim: Wir sprechen uns im Oktober einfach noch mal. Können ja einen Pokal-Clash machen. Hessisches Rezept gegen Pfälzer. ;)

    AntwortenLöschen
  8. Wie wär's denn mit Grieweworschd-Gunkan Maki?

    AntwortenLöschen

Auch anderer Meinung als Jim? Hinterlass einfach deinen Kommentar.

LinkWithin

Related Posts Plugin for WordPress, Blogger...